Ein paar Gedanken …

Heute ist mein dritter Tag ohne Arbeit. Vorgestern und gestern hat es geregnet ohne Ende, gestern ging es fast schon wieder. Heute scheint zwar etwas die Sonne, aber es ist wohl insgesamt noch zu feucht um Kiwis zu ernten. Das gibt mir aber die Zeit ein paar meiner Gedanken mit euch zu teilen, während Nini noch im Bettchen/Vanchen liegt.

Neben der aktuellen “nicht-Arbeit” ist es im Moment eh ein wenig komisch hier. Auf unserem Campingplatz ist irgendwie fast immer was los, was aber nicht nur positiv ist. Im Moment sitze ich in der Lounge und genieße die Ruhe. Denn leider ist sie für die vielen Leute hier zu klein, so dass es schon unglaublich laut hier wird, wenn sich nur 5 Leute gleichzeitig unterhalten. Wenn die Tongaer hier Tischtennis spielen wird es unerträglich. Ich mag die Jungs eigentlich, weil sie offensichtlich immer gute Laune haben, auch als ihnen heute morgen gesagt wurde, dass es heute keine Arbeit gibt. Aber in einer großen Gruppe sind sie vor allem eines: unglaublich laut.

Wobei das bei den anderen Jungs hier kaum anders ist. Lustigerweise teilt sich hier die “Bewohnerschaft” ein wenig in zwei Gruppen: die Tongaer und alle anderen. Die Anderen sind vor allem Backpacker, die entweder auf der Durchreise sind oder hier arbeiten, bzw. Arbeit suchen. Deutsche, Engländer, ein Israeli, Spanier, Franzosen und Argentinier tummeln sich hier. So kann man viel Englisch sprechen und wie gesagt – es ist immer irgendwie etwas los.

Aber gleichzeitig scheint es hier auch nie Momente zu geben, wo man einfach mal nichts tut und sich zurücklehnt. Immer muss Musik aufgedreht oder der nächste Plan zum betrinken geschmiedet werden. Es wirkt ein bisschen wie ein ewig dauerndes Festival. Nur bei diesen finde ich gehört es auch dazu, dass man in der kurzen Zeit so viel Party wie möglich macht. Aber kann man in Neuseeland wirklich nicht so viel mehr machen?

Ich schätze es liegt zum großen Teil daran, dass alle hier im Momet ein wenig festhängen. Man arbeitet tagsüber in einem Job, der einem mental jetzt nicht gerade das letzte abverlangt. Da ist es kein Wunder, dass Abends noch Energie vorhanden ist die abgebaut werden muss. Da es aber mitterweile schon zwischen 7 und 8 Uhr Abends dunkel wird, ist es auch kaum möglich noch wirklich was zu unternehmen.

In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, komme ich mir unglaublich alt vor. Aber im Vergleich sind Nini und ich auch unglaublich alt. Fast alle Backpacker, die wir treffen sind nach dem Abschluss ihrer Schule auf einem Selbstfindungstrip unterwegs. Das heißt, dass wir fast nur mit 18 bis 22 jährigen zu tun haben. Und auch wenn das jetzt unglaublich spießig klingt – uns beiden fehlt es, sich einfach mal mit Leuten und einer Flasche Wein, Bier oder sonstwas hinzusetzen um ein gutes Gespräch zu haben. Ein Gespräch, das über das Meckern über die Preise, die unfaire Behandlung durch Supervisor und die Frage, nach der nächsten Trinkmöglichkeit hinaus geht.

Das ist ganz lustig: Wir werden ja häufiger gefragt, was uns aus Deutschland am meißten fehlt. Standartantwort ist tatsächlich das Brot, denn was hier als Vollkorn verkauft wird … Naja egal. Denn die wirklich ehrliche Antwort ist für mich im Moment: Mir fehlen die Leute und die Gespräche mit ihnen am meißten. Skype wird ja eh kaum genutzt, Facebookchat und Whatsapp scheitern an der Zeitverschiebung und bei Emails ist es ähnlich.

Klingt ganz schön depressiv, oder? Keine Angst, das ist es nicht. Aber ich finde auch diese Gedanken sind es wert mit euch geteilt zu werden. Übrigens kann es sein, dass ich morgen wieder einen halben Tag Arbeit habe. Danach sieht es wieder nach viel viel Regen aus. Immerhin hat Nini den Job im Packhouse, der ist wetterunabhängig, solange noch genug Früchte zum Verpacken da sind.
Wir hoffen also auf immer wieder ein paar gute “Erntetage” damit wir noch ein bisschen Geld verdienen können, wo wir schon hier sind.

4 thoughts on “Ein paar Gedanken …

  1. Ulla

    Lieber Heiko, ein sehr offener Einblick in Eure Welt dort. Sehr berührend. Freunde, Menschen mit denen man wirklich reden kann sind sehr kostbar. Ich wünsche euch auch solche Begegnungen. Und: Die Welt ist vielfältig und bunt, wie die Menschen in ihr. Auch hier.

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  2. Sonja

    Hallo, viele Grüße aus Schillingen, Ich lese auch immer wieder gerne von Euch. Bin mal gespannt, was es noch für Arbeit gibt außer Kiwis ernten. Meistens schreibt man übrigens nur mit s …..
    Ich wünsche Euch viel Spaß.

    Sonja

    Reply
    1. Waltraud

      Malo’ e lelei Ihr Zwei!
      Wir koennen Euch gut verstehen. Besonders was das “Kornbrot” angeht in NZ. Es gibt aber auch deutsche Baecker, zumindest einen kennt Sven in Auckland. Und nicht nur das Brot ist dort “IFO IFO”!
      Auch eine deutsche Metzgerei haben wir dort ausfindig gemacht. Bei den geraeucherten Mettendchen koennen wir nie wiederstehen.

      Waere schoen, wenn ihr es noch bis nach Tonga schafft.
      Einen kleinen Einblick in habt ihr ja schon!
      OFA ATU Tonga Walli

      P.S. Solltet Ihr WOOFER treffen die nach Tonga wollen, wir brauchen z.Z. Hilfe
      um ein Garagendach zu bauen.

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