Was tun wir hier eigentlich?

Manchmal kommt diese Frage, ohne einen wirklichen großen Anlass. Aus dem Hinterhalt schleicht sie sich an und lässt plötzlich Zweifel aufkommen an uns, unserer Reise, unseren Plänen und unserer Zukunft. Manchmal hilft sie aber auch uns in genau dem zu bestärken, was wir hier gerade tun.

Meistens passiert es wenn es regnet. Als wir in Rotorua bei unfassbar schlechtem Wetter festsaßen zum Beispiel. Wir waren in einem Campingplatz direkt am Lake Rotorua, etwas außerhalb der Stadt, abgestiegen und hatten auch einen Platz direkt am Ufer bekommen. Bei schönem Wetter hätte uns das einen spektakulären Blick auf die Stadt selber beschert. Bei dem Wetter, das wir dort hatten, nämlich Sturm und Regen, wurden wir einfach nur nass. Normalerweise ist Regen kein so großes Problem, wenn man auf den Campingplätzen ist, haben die doch meistens Aufenthaltsräume oder zumindest geräumige Küchen, wo man auch mal seine Elektorgeräte aufladen kann und einfach die Zeit vergeht. Im “Affordable Campervan Park” war die Küche ein kleiner Verschlag von ca 3 mal 3 Metern. Richtig, noch nichtmal ein Angriffsraum im Volleyball war das. Von Gemütlichkeit war überhaupt nichts zu sehen, es gab aber immerhin einen (!) Hocker.

Hier war einer der ersten Moment wo wir uns ansehen und uns wirklich die Frage stellten “Was machen wir hier eigentlich?” Wir sitzen bei beschissenem Wetter tausende von Kilometern von zu Hause entfernt in einer unfassbar ungemütlichen Küche. Wir arbeiten im Moment nicht, sondern reisen. Was an solchen Tagen eigentlich nur heißt, dass unser Kontostand schwindet während wir versuchen die Zeit tot zu schlagen.

Ähnlich war es bei der Episode, als wir den Sonnenaufgang am Eastcape sehen wollten. Auch hier drängte sich später im Auto, als wir verschwitzt und ohne Frühstück nach einem Rastplatz mit Toilette suchten die Frage auf was in aller Welt uns eigentlich dazu getrieben hat diesen Trip zu machen.

Ich muss zugeben, es sind eher schwache Momente. Momente in denen die Stimmung eh schon etwas mies ist. Momente die es in einer Reise von über einem Jahr immer wieder gibt und wahrscheinlich auch geben muss. Aber gleichzeitig sind das auch gute Momente. Denn sie zwingen uns, dass wir uns mit unserer Entscheidung nach Neuseeland zu fliegen und hier ein Jahr zu leben immer wieder auseinander setzen müssen. Nach den ersten Zweifeln über den Sinn unserer Reise hier wird es uns nämlich relativ schnell wieder klar.

Wir sind hier völlig auf uns alleine gestellt. Zum ersten Mal in unser beider Leben gibt es niemanden um die Ecke der einem bei kleinen oder größeren Problemen direkt helfen kann. Zum ersten Mal sind wir beide einen wirklich langen Zeitraum von Trier weg, von unseren Familien und Freunden. Und das, wo wir doch beide schon auf das Ende der zwanziger Jahre zugehen. Die Erfahrungen, die wir aktuell hier machen sind Gold wert. Noch nie haben wir uns gleichzeitig so alleine aber auch so selbstständig gefühlt.

Und dann sind da ja auch noch die Momente, in denen die Antwort eh auf der Hand liegt.

Was tun wir hier eigentlich? – Wir gehen gerade mit einem Kiwi in seinen Lieblingspub und haben eine großartige Zeit!

Was tun wir hier eigentlich? – Wir entdecken gerade die Art-Deco Innenstadt von Napier!

Was tun wir hier eigentlich? – Wir liegen am Lake Taupo in der Sonne und werden braun!

Was tun wir hier eigentlich? – Wir sitzen neben Gary, trinken Tee und lesen!

Was tun wir hier eigentlich? – Wir wandern einen der beliebtesten eintages Tracks Neuseelands, wenn nicht sogar der Welt!

Warum sollten wir irgend etwas anderes tun?

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