Eine Stadt im Aufbau

Die ersten Eindrücke sind normalerweise die stärksten. Vor allem wenn man an einen Ort kommt, den man so noch nie erlebt hat. Vor nunmehr drei Jahren hat eine Reihe von Erdbegen Christchurch getroffen und aus einer im wahrsten Sinne des Wortes blühenden Großstadt ein Trümmerfeld gemacht. Über 150 Menschen sind damals ums Leben gekommen, was das Erdbeben zur schlimmsten Naturkatastrophe des Landes macht.

Nach dem Beben war klar, dass ca 80% der Gebäude im Innenstadtbereich so schwer beschädigt waren, dass man sie abreißen musste. Und das ist so ziemlich das, was in den letzten drei Jahren hier passiert ist. Wo früher Hochhaus an Hochhaus stand sieht man nun einzelne Hochäuser (von denen ein paar wenige in Ordnung sind und die meisten noch abgerissen werden müssen) und ansonsten unfassbar viel freie Fläche, die vor allem als Parkplätze genutzt wird.

Wir haben einige Backpacker, aber auch ein paar Einheimische im Vorfeld gefragt, wie denn Christchurch nun so sei. Und die Bandbreite der Antworten war eigentlich alles zwischen völlig unbewohnbar und trostlos bis zu aufstrebend und so gut wie neu. Wobei die Mehrzahl der Antworten eher im trostlosen Viertel zu finden war. Wir waren eigentlich dann immer so schlau wie vorher. Aber wahrscheinlich muss man sich bei einigen Sachen wirklich erst selbst ein Bild machen, bevor man sie bewerten kann.

Und die Vibes, die von Christchurch ausgehen sind wirklich recht unterschiedlich. Die Zerstörung ist wirklich immernoch unverkennbar. Die Kathedrale ist immernoch so zerstört, wie nach dem Beben und bildet aktuell ein beeindruckendes Mahnmal ab. Wenn es dunkel wird sehen die vielen völlig unerleuchteten Hochhäuser aus, wie aus einem Post-Apokalyptischen Film. Und zu diesem Bild tragen auch die vielen leerstehenden Läden, wie Starbucks, Kathmandu und Dominos Pizza bei, die wie von jetzt auf gleich aufgegeben und notdürftig verrammelt wurden.

Dann wiederrum sieht, merkt und hört man, dass an allen Ecken und Enden gebaut wird. Als Bauarbeiter mit egal welcher Profession kann man sich in Christchurch innerhalb von kurzer Zeit eine goldene Nase verdienen. Stundenlöhne von 40 NZD sind keine Seltenheit. Zum Vergleich: Wir haben im Packhouse für 13 NZD die Stunde gearbeitet, Mindestlohn eben. Das prägt dann auch das Stadtbild. Ab etwa 16 Uhr sieht man fast nur Menschen mit Warnwesten nach Hause fahren. Und es fehlt halt noch an einigem in Christchurch. Es gibt im Prinzip keinen CBD, also keine wirkliche Innenstadt mehr. Direkt nach dem Beben, als zum ersten Mal Teile der Innenstadt wieder zugänglich waren wurde eine Container-Mall errichtet, mit Läden, Banken und Cafes. Diese Mall steht immernoch und stellt im Prinzip das einzige Stück “City” dar. Der Rest der Shoppinggelüste spielt sich in den Einkaufszentren rund um Christchurch ab, dort wo das Leben aussieht als hätte es nie ein Erdbeben gegeben. Da findet man dann auch wieder alle Klamottenläden und Fastfoodketten, die es auch in jeder anderen größeren Stadt Neuseelands gibt.

Fazit also. Christchurch ist eine sehr besondere Stadt. Kein bisschen wie auch nur eine der Städte, die wir bisher in Neuseeland gesehen haben. Aber es ist nicht trostlos und auch nicht deprimierend. Im Gegenteil, es wirkt eher so als würde sich eine, wenn auch sehr kleine und langsame, Aufbruchsstimmung breit machen. Es gibt im Prinzip alles, was eine Großstadt braucht – nur das leider nicht mehr in der Innenstadt. Wir sind schon jetzt sehr gespannt, wie sich Christchurch anfühlen wird, wenn wir in 4 oder 5 Jahren mal wieder zurück kommen werden.

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