Im Osten geht die Sonne auf …

… so sagt man. Und wir wollten die ersten sein. Einmal im Leben die ersten auf der ganzen Welt, die die Sonne aufgehen sehen. Das ist nämlich am Eastcape von Neuseeland möglich, da es der Ort ist, der der Datumsgrenze am nächsten liegt.

Damit dies funktioniert müssen allerdings einige Faktoren stimmen und auch zeitlich sollte alles ganz gut geplant sein. Und generell war unsere Planung auch recht gut.

Nach unserem kleinen Schock mit Gary könnte man ja meinen, wir würden erstmal auf Nummer Sicher gehen und uns auf “vernünftigen” Campinplätzen einmieten. Aber weit gefehlt, denn der nächste Platz versprach nicht nur der nächste zum Eastcape zu sein, sondern auch noch sehr günstig mit 6 NZD pro Person und Nacht. Es stellte sich dann heraus, dass der Begriff “Eastcape Camping Ground” mehr als übertrieben war. Denn was wir vorfanden war folgendes:

– Eine hügelige Wiese
– Ein völlig verlassenes Camp mit einem völlig verfallenen “Office-Gebäude”
– Wasserkrähne aus denen nichts herauskam
– Frei laufende Kühe
– Keine Toilette, bzw. ein ziemlich zerstörtes Toilettengebäude und ein windschiefes und nicht benutzbares Plumpsklo
– Eine Honesty-Box, in die man bitte die Miete reinwerfen soll.

In Bildern sah das dann so aus:

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Deshalb weigerten wir uns, etwas in der Honesty-Box zu lassen, denn man konnte erkennen, dass dieser Campinplatz seit Tagen, wenn nicht sogar Wochen niemand offizielles mehr gesehen hat. Für unsere Zwecke war er aber bestens geeignet, denn wir wollten ja quasi vor Sonnenaufgang am Eastcape sein. Mittlerweile geht die Sonne hier unfassbar früh auf. Der Wecker stand also auf 5 Uhr morgens. Doch obwohl sich so früh schon die Dämmerung anfing abzuzeichnen bestand Heiko auf noch ein paar Minuten Schlaf. Um 20 nach 5 machten wir uns dann endlich auf den Weg. Da sah man schon deutlich, dass es heller wurde aber vor allem sah man eins: Wolken! Der ganze Himmel war komplett zugezogen.

Trotzdem rasten wir regelrecht zum östlichsten Leuchtturm der Welt – nur um festzustellen, dass man vom Parkplatz aus noch einen steilen Treppenweg hoch musste. Laut Schild sollte der 20 Minuten dauern. Heiko rannte vorran, wobei eigentlich klar war, dass wir es weder zeitlich noch wettertechnisch schaffen würden den Sonnenaufgang zu sehen. Nach ohne Übertreibung hunderten von Stufen offenbarte sich dafür ein spektakulärer Ausblick. Zwar war der gesamte Himmel wolkenverhangen, aber hier und da blinkte die gerade aufgegangene Sonne dann doch noch hindurch. Es war kalt und windig. Wir waren müde, verschwitzt, hungrig und immernoch ziemlich außer Puste. Alles in allem fühlten wir uns doch eher mäßig.
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Aber hey, wann fängt man schonmal einen Tag so früh an? Also machten wir uns auf den Weg, das Tagesziel sollte “Sunshine City” sein, Gisborne. Nach ca einer Dreiviertelstunde Fahrt fanden wir ein kleines Township, wo es öffentliche Toiletten gab und dazu noch eine recht bequeme Bank. Mit frischen Klamotten, leeren Blasen und gefüllten Mägen fuhr es sich dann doch direkt viel angenehmer, sodass wir entschlossen noch eine Wanderung zu unternehmen. Das Gebiet um Gisborne war nämlich die Stelle, wo James Cook Neuseeland entdeckte. Hier unternahmen er und seine Crew die ersten Schritte an Land und hatten den ersten Kontakt zu den Maoris. Und so gibt es einen Wanderweg, der zu der Stelle führt, wo Cook zum erstenmal den Boden von Neuseeland betrat. Dieser führt über einen von “Milliuuunen” Schafen bevölkerten Hügel bis zu einem Aussichtspunkt und dann durch einen Wald herunter zu dieser geschichtsträchtigen Stelle. Besonders spektakulär auf dem Weg war aber das “Hole in the Wall”, ein natürlicher kleiner Tunnel, durch den man hindurch bis zum Meer gehen kann.

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Die Stimmung war also wieder richtig gut. Und das Ziel klang ja auch verheißungsvoll. Denn Gisborne ist die Stadt mit den meisten Sonnenstunden pro Jahr in Neuseeland. Hier würden wir einen, vielleicht zwei Tage verbringen bevor die Reise weitergeht. Aber wie schon mit dem Sonnenaufgang – irgendwie kommt es ja doch anders als man denkt …

2 thoughts on “Im Osten geht die Sonne auf …

  1. Carmen

    Ich hätte euch den Sonnenaufgang von Herzen gegönnt!!!
    Vor allem hätte ich dann noch ein paar mehr wunderschöne Photos zum Bewundern und Fernweh-Entwickeln gesehen. Aber man kann eben nicht immer alles haben…

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  2. Theresa

    ..die Sonnenaufgang story kommt mir sehr bekannt vor..wir sind auch in namibia im stockdunkeln in die Wüste gefahren und müde mit hungrigen Mägen millionen Meter auf die Düne gekrabbelt..aber es hat sich gelohnt:)
    Viel Spaß auf der Sonnen seite der Welt..hier soll es diese Woche vlt.sogar Schnee geben 😮

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